Die Zusatz-Weiterbildung Palliativmedizin umfasst ergänzende Kompetenzen für die Behandlung und Begleitung von Patientinnen und Patienten mit einer unheilbaren, fortgeschrittenen und fortschreitenden Erkrankung. Das Ziel ist, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten positiv zu gestalten. Dafür wird die psychische und spirituelle Situation individuell berücksichtigt und das soziale Umfeld mit einbezogen.

Umfang

Anerkennung als Facharzt oder Fachärztin in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung


40 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in Palliativmedizin


120 Stunden Fallseminare unter Supervision Die Fallseminare können auch durch 6 Monate Weiterbildung ersetzt werden


Palliativmedizin gemäß Weiterbildungsinhalten unter Befugnis

Inhalte

Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Palliativmedizin
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Grundprinzipien der Palliativversorgung
Komplexität bei Patienten mit unheilbaren fortgeschrittenen Erkrankungen und in der letzten Lebensphase
Einbeziehung und Unterstützung der Angehörigen
Versorgungskonzepte und Betreuungskontinuität
Strukturen der allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung
Besonderheiten der pädiatrischen und geriatrischen Palliativversorgung
Krankheit, Sterben, Tod und Trauer in verschiedenen Kulturen und Religionen

Grundlagen der symptomorientierten Behandlung
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Kausale versus symptomatische Therapieoptionen, deren Angemessenheit, Nutzen und Risiken
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Erstellung, kontinuierliche Überprüfung, Anpassung und Dokumentation von Therapieplänen mit palliativmedizinischer Intention einschließlich der Beurteilung der Angemessenheit von Therapiemaßnahmen, Therapiezieldiskussion, Therapiezieländerung mit kritischer Diskussion medizinischer Indikationen (20)
Präanästhesiologische Risikoevaluation, insbesondere Prädiktoren für schwierige Atemwege und schwierige Beatmung
Management von körperlichen und psychischen Krisen (10)
Beratung und Unterstützung des Patienten in seiner Entscheidungsfindung sowie Einholung und Abwägung eines der aktuellen Situation angepassten (Behandlungs-)Auftrags des Patienten

Symptomlinderung und Behandlung palliativmedizinischer Krankheitsbilder
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Risiken und Vorteile unterschiedlicher anästhesiologischer Verfahren bei neurochirurgischen und neurointerventionellen Eingriffen
Prinzipien und Besonderheiten der Anästhesiologie bei intrakraniellen Eingriffen
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Erstellung von Protokollen zur palliativen Sedierung einschließlich kritischer Diskussion
Palliativmedizinische Therapie von Funktionsstörungen, z. B. maligne intestinale Obstruktion, Elektrolyt- und metabolische Störungen sowie von Organfunktionseinschränkungen und -ausfällen einschließlich der Ernährungs- und Flüssigkeitszufuhr in Relation zu Prognose und Patientenwillen
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Zusammenhänge und Therapieoptionen palliativmedizinischer Krankheitsbilder
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Diagnostik und Therapie palliativmedizinisch wichtiger Krankheitsbilder in Relation zu Prognose und Patientenwillen, insbesondere maligne Erkrankungen, Organinsuffizienzen, neurologische Erkrankungen einschließlich Demenz, hereditäre Erkrankungen, Anpassungsstörung und posttraumatische Belastungen

Soziales Umfeld des Patienten
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Wiederkehrende Verhaltens- und Kommunikationsmuster in Familien
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Einschätzung der Struktur und Tragfähigkeit des sozialen Umfelds des Patienten, Identifikation von Ressourcen und Verringerung von Defiziten, Organisation und bedarfsadaptierte Anpassung der Versorgungsstrukturen
Biographiearbeit
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Berücksichtigung der Bedürfnisse der Angehörigen im Behandlungskonzept

Spiritualität
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Lebensbilanz und Lebensidentität
Konzepte von Spiritualität, Leben, Krankheit, Leid und Tod, Religion und ihre Zusammenhänge
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Beratung und Unterstützung des Patienten bei spirituell-existentiellen Fragen, beim Umgang mit Scheitern, Versagen und Schuld sowie bei existentiellen Ängsten und offenen Fragen über die Zeit nach dem Tod
Einleitung und ggf. Mitgestaltung kultureller und religiöser Sterbe- und Bestattungsriten

Anpassung, Bewältigung, Trauer
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Beratung und Unterstützung bei Krankheitsbewältigung, Körperbildveränderungen und Trauer

Ethische und rechtliche Grundlagen
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Ethische Bewertung und rechtliche Grundlagen der Entscheidungsfindung, Patientenautonomie, Vorausverfügungen, Behandlungsbegrenzung, Formen der „Sterbehilfe“, palliative Sedierung
Anwendung und Abwägen medizinethischer Prinzipien
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Reflexion und Haltung zum Umgang mit Todeswünschen
Umsetzung von gesundheitlicher Vorausplanung

Kommunikation und Arbeit im Team
KOGNITIVE UND METHODENKOMPETENZEN
Kommunikationsmodelle
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Kommunikation und Supervision im interdisziplinären und interprofessionellen Team zur Entscheidungsfindung einschließlich kollegialer Beratung
Kommunikation und wertschätzender Umgang mit den Gefühlen der Patienten und Angehörigen, auch mit kommunikationseingeschränkten Menschen, z. B. alte, behinderte und demente Menschen
Beratungsgespräche, z. B. Aufklärungs-, Entscheidungs-, Konflikt-, AngehörigenGespräche, Überbringen schlechter Nachrichten, Gespräche über medizinische und menschliche Versäumnisse und Fehler
Teilnahme an und Durchführung von Familiengesprächen
Förderung der Kommunikation der Betroffenen untereinander

Selbstreflexion
HANDLUNGSKOMPETENZEN
Reflexion der eigenen Grundhaltung und der eigenen Einstellung zu Sterben und Tod
Aktive Gestaltung von Entlastung und Abgrenzung